Design prägt unser Denken, unser Verhalten und unsere Gesellschaft. Bereits in der Keynote von Ida Persson beim UX Camp Bremen wurde diese Verantwortung deutlich: Design kann sowohl schaden als auch heilen – je nachdem, wie bewusst wir es einsetzen. Genau hier setzte meine Session an.
Unter dem Titel „Die Macht des Designs: Verantwortung statt Manipulation“ habe ich mit den Teilnehmenden diskutiert, wie wir ethische Prinzipien realistisch und konkret in unseren UX-Alltag
integrieren können – auch wenn Zeitdruck, knappe Budgets oder anspruchsvolle Stakeholder oft dagegenstehen.
Design beeinflusst – bewusst oder unbewusst
Design ist nicht neutral. Farben, Formen, Layouts oder Mikrointeraktionen beeinflussen, wie Menschen Entscheidungen treffen. Studien zeigen, dass Technologie unsere Kognition, unsere Routinen und unsere Wahrnehmung verändert.
Wir schaffen die Rahmenbedingungen, unter denen Nutzer:innen entscheiden – und tragen damit eine große Verantwortung.

Ethisch gestalten im Alltag
Ein vollständig „ethisches“ Design gibt es kaum. Was für die eine Person hilfreich ist, kann für die andere schädlich sein. Langfristige Folgen sind oft schwer vorhersehbar. Gerade deshalb ist es essenziell, bewusste Entscheidungen zu treffen und ethische Aspekte kontinuierlich in unsere Arbeit einzubeziehen.
Hilfreich sind dabei einige zentrale Fragen, die man sich regelmäßig stellen kann:
- Was ist der wahre Zweck der Technologie?
- Wer profitiert wirklich?
- Welche unbeabsichtigten Folgen könnten entstehen?
Diese Fragen dienen als praktisches Werkzeug – vor allem, wenn Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen werden müssen.
Erkenntnisse aus der Diskussion
In der Session haben wir gemeinsam darüber gesprochen, wie ethische Überlegungen konkret in ihrem Arbeitsalltag Platz finden können. Dabei wurde deutlich: Der Wunsch nach verantwortungsvollem Design ist da – aber Herausforderungen wie Zeitmangel, Druck durch Stakeholder und wirtschaftliche Ziele stehen oft im Weg. Dennoch sind viele sich einig: Es gibt Wege, Ethik auch unter schwierigen Bedingungen mitzudenken – wenn man die richtigen Hebel kennt und gezielt einsetzt. Offen über Werte, Auswirkungen und langfristige Konsequenzen zu sprechen, ist für viele ein wertvoller Anstoß zur Selbstreflexion.

Was wir konkret tun können
Es gibt ein paar Maßnahmen, die wir heute umsetzen können, um Ethik im Designprozess zu verankern:
- Eigene Werte reflektieren – sie beeinflussen, oft unbewusst, unsere Entscheidungen.
- Nutzer:innen kontinuierlich verstehen und beobachten, wie sich Produkte langfristig auf sie auswirken.
- Ethik als festen Bestandteil des Entwicklungsprozesses betrachten – nicht als Add-on, sondern als Grundlage.
- Tools wie das Ethics Canvas nutzen, um frühzeitig mögliche Folgen der Technologie zu erkennen.
- Stakeholder mit Argumenten für langfristigen Erfolg, regulatorische Sicherheit und
- Vertrauensaufbau überzeugen.
- Und: sich selbst ernst nehmen. Unsere Stimme als UX-Expert:innen zählt.
Fazit
Design hat eine enorme Macht, Menschen zu beeinflussen. Ob wir diese Macht nutzen, um zu manipulieren oder zu unterstützen, liegt in unserer Verantwortung. Perfekt ethisches Design mag es nicht geben – aber wir können Verantwortung übernehmen, unsere Entscheidungen reflektieren und bewusst nachhaltiger gestalten.
Vielen Dank an alle, die dabei waren und sich offen ausgetauscht haben!

Veronika Langner
User Experience Designerin bei Smart Cyber Security